Es war Anfang Mai 2020.
Mein aller aller aller letzter Lohn als Market Intelligence Managerin wanderte auf mein Konto. Nach 12 Jahren Konzern ein komisches Gefühl. Irgendwie einschüchternd. Aber auch erleichternd. Und aufregend.
Okay, okay, ich wusste, mir stehen erst mal ein paar Monate Arbeitslosengeld und Gründungszuschuss zu. Das hat die Aufregung bisschen erträglicher gemacht.
Ich lies also mein altes Leben hinter mir.
Meine Sicherheit.
Aber auch alle meine alten Glaubenssätze, was Erfolg bedeutet.
Glaubenssätze darüber, was ich zu tun habe.
Und wer ich sein soll.
In diesem Blogartikel teile ich mit dir 7 persönliche Erkenntnisse aus der ersten zwei Jahren Selbstständigkeit. Ich erzähle dir, was ich gelernt habe und was anders in meinem Leben ist.
Los geht’s:
Erkenntnis #1
Freiheit ist meine Luft zum Atmen
Um 8 Uhr im Büro zu sein, um es wieder um 18 Uhr zu verlassen, fand ich selten gut.
Da “man / frau” es so tut, habe ich meinen Widerstand dazu immer unterdrückt. Meine Lieblingstage während der Jahre im Konzern waren die, an denen ich im Homeoffice arbeiten konnte oder auf Reisen war. Ich habe mich da nicht nur wohler gefühlt. Ich war viel produktiver und kreativer. Diese Tage in der Freiheit machten allerdings nur einen kleineren Anteil meiner Arbeitstage aus.
Seitdem ich selbstständig bin, genieße ich die tagtägliche Freiheit zu entscheiden, wann ich arbeite und wo ich arbeite:
- Um 6 Uhr im Café um die Ecke, wenn meine Familie noch schläft? Dann könnte ich meinen Sohn früher abholen, um mit ihm ein Eis essen zu gehen.
- Oder doch erst um 9 Uhr starten und bis dahin im Pyjama am Frühstückstisch sitzen? Dafür abends den Blogartikel fertigstellen.
- Oder doch vormittags in unseren Kleingarten Unkraut jäten und am Wochenende in einem angemieteten Airbnb zu arbeiten?
Ich bin mir darüber im Klaren, dass nicht jeder diese Art von Flexibilität und Entscheidungsfreiheit braucht. Und diese vielleicht auch nicht jedem guttut. Es gibt definitiv Menschen, die sehr gerne festere Strukturen und Routinen brauchen. Und mögen.
Bei mir ist das anders.
Seitdem ich jeden Tag frei entscheiden kann, ist alles anders.
Meine Lebensfreude.
Meine Kreativität.
Und meine Gesundheit. Wobei wir bei der nächsten Erkenntnis wären.
Erkenntnis #2
Ohne Gesundheit geht gar nichts
Als ich im Konzern gearbeitet habe, bin ich zusätzlich zu den langen Arbeitszeiten sehr lange gependelt. Ich fuhr mindestens 1,5 Stunden Tür zu Tür in eine Richtung. Je nach Wetter und Zugverkehr dauerte es manchmal länger. Ursprünglich arbeite ich im ICE. Kurz vor dem Ausstieg aus dem Konzern habe ich nur geschlafen. Auf der Hinfahrt. Und auf der Rückfahrt. Müde war ich immer noch. So sehr, dass ich in einen Burn-out landete.
Seitdem ich selbstständig bin, habe ich mehr Zeit.
Und nehme mir seitdem auch Zeit für meine Gesundheit.
Neben meiner Morgenroutine mache ich oft Yoga, sorge für mehrere Tausend Schritte jeden Tag an der frischen Luft.
Ein weiterer Luxus, der im Büro komplett undenkbar wäre: Mittagsschlaf.
In meinem jetzigen Leben:
- täglich
- mit Wecker für 20 Minuten
- meistens auf meiner Shakti-Matt
Ich will ehrlich mit dir sein. Ich schaffe es auch nicht immer und jeden Tag. Manchmal vergesse ich während des Tages sogar zu trinken. Aber dadurch, dass ich zwischendurch durchschnaufen kann, merke ich es relativ schnell und rudere wieder zu meinen Routinen zurück.
Erkenntnis #3
Meine Werte sind mein Kompass
Ich erinnere mich noch, wie ich zum Ende meiner Konzernkarriere (damals schon mit einem Bein im Burnout) bei einem Coach saß und er mich fragte, welche meine wichtigsten Werte wären. Ich hatte keeeeeeine Ahnung. Und stammelte etwas wie
„Familie? Liebe?“
Ich habe mich in den letzten Jahren sehr viel damit beschäftigt. Nicht nur, um aus meinem Burnout herauszukommen. Sondern schließlich auch im Business.
Mittlerweile lebe ich viel mehr nach meinen Werten und integriere sie sichtbar in meinem Business.
Und weil es so großartig ist, ermutige ich auch andere Selbständige, mit ihren Werten herauszugehen:
– Für sich selbst
– und um sich von der persönlichen Seite zu zeigen und die richtigen Kund:innen zu gewinnen.
Hierzu habe ich ein Workbook entwickelt, mit dem du deine Werte erarbeiten kannst und sie mit Storytelling in eine Werte-Geschichte einbettest.
Erkenntnis #4
All I need is less
Seitdem ich den Hustle zwischen Büro, Geschäftsreisen, Supermarkt und Kita verlassen habe, ist mein Leben weniger stressig. Es ist nicht mehr so gefüllt.
Und ich habe Luft zum Atmen. Zum Reflektieren. Auch darüber, was ich brauche und was nicht.
Ich habe gelernt, dass ich durch mein selbstbestimmtes Leben weniger brauche.
Weniger Ablenkung.
Weniger Entschädigung für meinen harten Tag. Und für ein Leben, das ich nicht will.
Weniger Kompensation.
Ich habe aufgehört zu shoppen.
Schaue fast gar kein Fernsehen mehr.
Und bin viel zufriedener mit weniger.
Erkenntnis #5
Neuanfang schafft Demut. Und Demut ist gut.
Als ich in dem Konzern arbeitete war ich immer die Margot von XY. Ich konnte weit reisen, in schicken Hotels schlafen und teure Konferenzen besuchen. Ich war ein Teil von einem großen Unternehmen und das wurde ein Stück meiner Identität.
Ganz neu anzufangen, machte mich wieder zu einer Schülerin.
Die ersten Schritte als Margot zu gehen (ohne von XY hinzuzufügen) war am Anfang ungewohnt und auch verunsichernd.
ABER sie schenken mir auch Freude:.
- über meinen ersten Auftrag.
- über meinen ersten Newsletter Abonnenten.
- über meine erste Google Rezension.
- über die erste Kooperationsanfrage.
Der Neuanfang machte mich dankbarer.
Und demütiger.
Erkenntnis #6
Weniger perfekt. Mehr ich.
Im Konzern habe ich immer versucht, möglichst perfekt zu funktionieren.
Bloß keine Fehler.
Bloß keine Schwächen.
In meiner Selbstständigkeit merkte ich schnell, dass es darauf nicht ankommt.
Wann immer ich vor einer Herausforderung stehe, besinne ich mich darauf, WARUM ich das Ganze mache.
Egal wie vermeintlich perfekt ich etwas tun würde, es wird immer Leute geben, die es gut finden werden. Und welche, die es ablehnen werden.
Mein neues Mantra wiederhole ich vor jedem Podcast Interview. Vor jedem Veröffentlichen eines Blogartikels oder eines Newsletters. Vor jedem Kennenlerngespräch.
“Ich gebe mein Bestes. Und versuche einfach Margot zu sein.”
Welcher Satz könnte dein neues Mantra zu mehr Authentizität werden?
Erkenntnis #7
Komfortzone verlassen ist gut. Aber nur ZU MIR HIN.
Oh ja, im Konzern habe ich mich immer wieder zu Sachen gezwungen, die nicht meins waren. Ich dachte, ich muss einige Male gegen den Widerstand ankämpfen, um erfolgreich zu sein.
Und – lasse mich ehrlich sein – in die Falle bin ich in der Selbständigkeit auch fast wieder getappt. In die Falle: “Du musst dich einfach mal aus deiner Komfortzone trauen.” Bis ich merkte, es gibt einen kleinen und feinen Unterschied zwischen “Komfortzone nicht verlassen wollen” und “etwas einfach nicht wollen.”
Beispiel:
Wie du vermutlich weißt, betreibe ich kein Social Media Marketing. Oh man, wie viele Leute mir schon erzählt habe, dass ich mich einfach aus meiner Komfortzone nicht traue. Als ich erzählte, ich würde bloggen, Workshops und Impulsvorträge halten, sah das für diese Personen dann doch danach aus, als wäre ich bereit, die Komfortzone zu verlassen.
Wie die amerikanische Schriftstellerin Gretchen Rubin es mal so treffend sagte:
“Verlasse die Komfortzone. Immer zu dir hin.”
In welche Richtung verlässt du denn deine Komfortzone?
Mein Wunsch für dich
Egal wie lange du schon selbständig bist. Egal wie deine Vergangenheit vor der Selbstständigkeit war. Ich wünsche dir (und mir)
- Freiheit, du selbst sein zu können
- Demut und Neugier, immer ein(e) Schüler(in) zu bleiben
- Mut, du selbst zu sein und auch unperfekt sichtbar zu werden
- Zeit für Wesentliches (vielleicht auch für einen Mittagsschlaf)
- Dankbarkeit und Zufriedenheit
- Mut, immer wieder deine Komfortzone zu verlassen ZU DIR HIN
“Verlasse die Komfortzone. Immer zu dir hin.” Das gefällt mir! Und genau so ist es ja.
Vielen Dank für deinen wertvollen Beitrag