13. Dezember 2022.
Und du denkst jetzt vielleicht: „Wow, Margot ist ja früh dran mit ihrer Jahresreflexion!”
Ja, finde ich auch .
Es ist noch nicht Ende Dezember.
Es sind keine Rauhnächte.
Und auch „nicht zwischen den Jahren“.
Weißt du, warum ich dieses Jahr so früh dran bin?
Weil ich zu Hause zwei quirlige Jungs habe und diese Reflexion „zwischen den Jahren“ für mich schwer umsetzbar war. Dieses Jahr habe ich früher angefangen und …
… es fühlt sich gut an.
Ich teile mit dir, was meine größten Lektionen 2022 waren.
Ehrlich.
Und ungeschönt.
Ich freue mich, wenn dich der eine oder andere Gedanke für deine Reflexion inspiriert.
Wann immer diese stattfindet.
Lektion #1
Als es so aussah, als würden meine Taten kaum Früchte tragen, schlugen sie gerade tiefe Wurzeln …
Das erste halbe Jahr 2022 hatte es wirklich in sich. Nicht nur was die allgemeinen Rahmenbedingungen angeht, die mich zwischendurch immer wieder vollkommen aus der Bahn warfen.
Beruflich hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass meine Ergebnisse nicht wirklich in Relation stehen zu dem, was ich gebe. Meiner Meinung nach tat ich soooo viel. Ich blieb dran. Und so oft mutig. Die Wachstumskurve meiner Sichtbarkeit und meines Umsatzes ging nur gaaaaanz langsam nach oben.
Okay. Ich gebe es zu: manchmal tat sich einfach gar nichts.
Dabei gab es Tage, an denen ich geduldig war und mir sagte: „Hey Margot, du bist auf dem richtigen Weg. Es braucht einfach seine Zeit.”
Es gab aber auch Tage voller Zweifel. Um bei den Früchten zu bleiben: Ich fragte mich, warum die Knospen immer noch Knospen sind. Bei den anderen sind sie schon mega reife Früchte.
Ich gieße doch jeden Tag.
Bis ich aus meinem Sommerurlaub zurückkam. Und plötzlich – gefühlt über Nacht – einen Baum voller reifer Früchte vorfand.
Es trudelte eine Kunden-Zusage nach der anderen ein.
Eine Kooperationsanfrage nach der anderen.
Und obwohl ich es mir immer genauso erträumt hatte, kam ich ganz schön ins Schwitzen, ob ich es schaffe, alle diese Früchte zu ernten.
Einladung an dich
Wenn du manchmal auch das Gefühl hast, es würde nichts vorwärts gehen oder viel langsamer als du dir wünschst, denke daran, dass es vielleicht auch die Wurzeln sind, die gerade tief in die Erde hinein wachsen. Übe dich im Vertrauen und in Zuversicht, dass alles zu seiner Zeit kommt.
Wobei wir schon bei der zweiten Lektion wären.
Lektion #2
Als ich mich traute, zu guten Gelegenheiten nein zu sagen, stärkte ich mein Vertrauen. Mein Vertrauen in mein Business. Und in das Leben allgemein.
Als ich vor diesem Baum voller Früchte stand, fühlte ich mich bisschen wie im Konzern. Die ganzen Chancen, Anfragen und Zusagen waren alles, was ich mir schon immer gewünscht habe. Und gleichzeitig so viel.
Sie riefen mir zu: „Ich zuerst”, „Nimm mich bitte” und wenn ich zaghaft sagte „Das geht gerade nicht”, flüsterte mir eine innere Stimme zu: „Aha, bist du dir sicher? Die Gelegenheit kommt nie wieder”.
In einer der schlaflosen Nächte, in der mich der Gedanke plagte, warum ich mich wieder wie im Konzern fühle, hatte ich die Erkenntnis, dass es sich zwar ähnlich anfühlt, aber eine gravierende Sache vollkommen anders ist:
Ich bin frei.
Und kann selbstbestimmt entscheiden, was und wann ich mache.
Ich kann entscheiden, zu welcher Gelegenheit ich JA sage.
Und zu welcher NEIN.
Ich kann vertrauen, dass die Gelegenheiten, die ich jetzt wohlwollend gehen lasse, wieder kommen. Und wenn nicht, machen sie Platz für andere Gelegenheiten, die noch besser zu mir passen.
Vorteile dieser neuen Haltung
- Sie tut mir gut und ich fühle mich frei und selbstbestimmt.
- Ich kann meinen Kund:innen, meinen Kooperationspartner:innen, meinen Kolleg:innen weiterhin die versprochene Aufmerksamkeit und Qualität bieten.
Einladung an dich
Kennst du diese Momente, wo du etwas zusagst aus der Angst heraus, die Gelegenheit könnte für immer weg sein? Probiere im nächsten Jahr mal aus, wie es sich anfühlt, zu etwas höflich und freundlich „Nein danke“ zu sagen und statt der einen „abgesagten” Gelegenheit traurig hinterherzuschauen, frage stattdessen:
- Wie fühlt es sich an, dass ich zu mir, zu meinem Gleichgewicht, JA gesagt habe?
- Für welche neuen (besseren?) Gelegenheiten habe ich Platz geschaffen?
- Welchen Aufgaben und Projekten kann ich mich jetzt mit größerem Fokus und größerer Achtsamkeit widmen, weil ich die Gelegenheit habe gehen lassen?
Lektion #3
Als ich alles um mich herum leiser drehte, entstand Content, der zu meinem USP wurde.
In meinem Leben als selbständige zweifache Mama ist es schwer bis fast unmöglich, irgendetwas leiser zu drehen. Nebenbei schon mal gar nicht.
Also nahm ich mir letztes Frühjahr sehr bewusst vor, in Begleitung meiner wundervollen ayurvedischen Ärztin einen Cleanse zu machen.
Der Cleanse ist so etwas wie ein Detox, aber ohne Fasten-Elemente. Es gibt eine Einleitungsphase, in der ich auf bestimmte Lebensmittel (und Kaffee ) verzichtete. Danach kam die Hauptphase, in der ich ein bestimmtes ayurvedisches (mega köstliches) Gericht aß: morgens, mittags, abends und zwischendurch, falls ich Hunger bekam. Und dann kam die Ausleitungsphase, wo ich wieder bestimmte Lebensmittel zu mir nahm.
Mein sonstiges Leben lief sonst wie gewohnt weiter.
Weil die Fragen, was ich esse, irgendwann mal gar nicht mehr existieren, geschah aber etwas sehr Spannendes: mein Content sprudelte ohne jegliche Inspirationen einfach so aus mir heraus. Ein Content Stück, das mittlerweile zu meinem USP wurde, ist das Werte-Story-Workbook, zu dem ich mittlerweile mehrmals Workshops gehalten habe.
Ich habe keine Umfrage und keine Analyse gemacht. All das waren bisher immer die Grundsteine für meine Content-Erstellung. Diesmal war es nur diese Idee, die umgesetzt werden wollte.
Das Werte-Story Workbook ist natürlich nichts Weltbewegendes. Es ist aber so sehr meins und zieht die Menschen aus, die sich für das werte-basierte emotionale Storytelling interessieren. Durch das Werte-Story-Workbook wurde ich zu Vorträgen und Interviews eingeladen und habe viele Newsletter-Abonnent:innen gewinnen können. Vielleicht bist du deswegen hier?
Einladung an dich
Wie kannst du die Lautstärke um dich herunter leiser drehen? Welche Elemente deines Alltags könntest du reduzieren? Vielleicht der Social-Media-Gebrauch? Oder der Fernseh- / Netflix-Konsum? Vielleicht auch ein Detox / Cleanse?
Probiere es für dich aus und schaue, was passiert.
Lektion #4
Als ich beschloss, in Wettbewerber:innen Kolleg:innen zu sehen, habe ich wundervolle Menschen kennengelernt und der Vergleicheritis (zum grössten Teil) tschüss gesagt
In meiner Anfangsphase der Selbstständigkeit habe ich ständig nach links und rechts geschaut.
(Ja, dafür muss man nicht auf Social Media aktiv sein… )
„Ach, das ist ja eine tolle Idee, die sie da hatte. Wieso kam ich nicht darauf?“
„Oh ne, jetzt startet sie noch den Podcast.“
„Sie hat bestimmt keine Kinder und mega viel Zeit. Ah Mist, sie hat wie ich 2 Kinder.“
Als ich mich dabei entlarvt habe, dass ich mich andauernd vergleiche und fertig mache, habe ich angefangen, etwas anderes zu machen:
Ich habe aufgehört, meine „Wettbewerber:innen“ als Gegner:innen zu sehen und fing an …
mich mit ihnen zusammenzutun.
Statt mich zu ärgern, dass sie etwas Tolles gemacht haben, habe ich ihnen dazu gratuliert.
Oder überlegt, wie wir uns ergänzen könnten.
Ich kann dir nur sagen, dass meine Symptome der Vergleicheritis sehr stark abgenommen haben und ich durch das Umkehren meiner Gedanken viele Gelegenheiten geschenkt bekommen habe, Interviews zu geben, Partner zu werden bei einem Programm oder gemeinsam einen Kurs zu konzipieren.
Einladung an dich
Wo könntest du dein Gefühl von Wettbewerb in ein Gefühl von Kooperation umwandeln? Vielleicht fängst du auch mit einem netten Kompliment an oder einer Einladung, eine Kollegin zu unterstützen?
Lektion #5
Als ich aufgehört habe, mir Zahlen als Ziele zu setzen und diese mit Aufgaben ersetzte, gingen meine Zahlen nach oben
Ich muss sagen, dass ich in den Anfängen meiner Selbstständigkeit der allgemeinen Empfehlung gefolgt bin, mir große Zahlen-Ziele zu setzen:
- X-stellige Umsatzzahlen
- y-stellige Newsletterabonnent:innen-Zahlen
- und so weiter
Wenn ich mir die Zahlen von 2021 anschaue, muss ich wohlwollend und auch mitfühlend schmunzeln.
Abgesehen davon, dass ich sie nicht erreicht habe, waren es gar nicht meine Ziele. Sie hatten nichts damit zu tun, wer ich bin, was ich will, wie ich mein Business aufbauen will und schon mal gar nichts damit, wie meine Rahmenbedingungen aussehen. Dennoch fühlte ich mich schlecht, dass ich sie nicht erreicht habe.
Deswegen probierte ich für 2022 ein neues Format aus:
Ich setzte mir GAR KEINE Zahlen-Ziele
Dafür setze ich auf Tun-Ziele, die zwangsläufig zu steigenden Zahlen führen sollten.
Und SPOILER: geführt haben.
Zu den Tun-Zielen zählten u. a. wöchentlich einen Newsletter schreiben oder monatlich einen Blogartikel veröffentlichen.
Diese Ziele hatte ich vollkommen unter Kontrolle.
Statt mich damit zu beschäftigen, ob ich ein Umsatzziel erreicht oder verfehlt habe, war ich mit meinem Commitment beschäftigt, bestimmte Aufgaben zu erfüllen.
Ich blieb fokussiert und diszipliniert.
Und machte (fast immer) einen Haken hinter den Zielen, die ich mir gesetzt habe.
Um noch einmal zu dem Bild der Lektion #1 zurückzukehren, ich konzentrierte mich auf die Samen, die ich säen konnte und nicht nur auf die Früchte.
Einladung an dich
Frage bei der Planung des nächsten Jahres:
- Wie geht es mir mit den Zahlen-Zielen?
- Könnte ich diese durch Tun-Ziele ersetzen?
- Oder diese beiden Ziel-Arten miteinander verknüpfen?
Ich wünsche dir eine gute Zeit bei deiner Reflexion und freue mich, wenn dich meine Lektionen hier und da bisschen inspirieren konnten.
Liebe Margot,
danke für den schönen Artikel! Ich fühlte mich besonders beim Punkt über das Essen (ja, ich habe auch schon darüber nachgedacht einfach einen festen Essensplan für alle Wochen zu machen…mal sehen ob mir das in der nächsten Zeit gelingt) und bei den Zielen angesprochen. Wenn man das mal so schwarz auf weiß liest: natürlich machen Tun-Ziele im Endeffekt mehr Sinn! Ein guter Tipp für die Zukunft!
Liebe Grüße
Annette
Liebe Annette,
wie schön, dass dich das auch inspiriert… Viel Erfolg bei den Essensplänen 😉
Liebe Grüße,
Margot
Ein ganz wunderbarer Artikel. Für mich ein großer Moment des Aufatmens: Ich bin nicht die einzige, die Zahlenziele seltsam findet. Ich habe die Logik dahinter noch nie verstanden. Wusste aber bisher nicht, was ich als Alternative dazu für Ziele formulieren kann. „Tun“- Ziele finde ich klasse. Danke für den Text und die tollen Gedanken.
Wie schön Bettina! Ja, ich kam mir früher auch komisch vor, dass mich diese Zahlen-Ziele nicht motivieren. Sondern blockieren…